Best. 902 Büro des Oberbürgermeisters (v.a. Konrad Adenauer)
Der Bestand 902, zuvor Abteilung 2, Nr. 1-307 umfasst 788 Verzeichnungseinheiten mit Unterlagen des Büros des Oberbürgermeisters (genannt zunächst A 1/m, danach Büro G, ab dem 15.06.1933 01 Hauptamt (Büro des Oberbürgermeisters)), vorwiegend aus der Amtszeit Oberbürgermeister Dr. h.c. Konrad Adenauers von 1917-1933.
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen des Büro des Oberbürgermeisters (vorwiegend Büro G) wurden am 13.01.1937, am 03.12 1937 sowie am 19.03.1938 an das Historische Archiv der Stadt Köln abgegeben . Die Abgabe vom 13.01.1937 umfasst vornehmlich die Unterlagen welche nach dem ersten Registraturplan (bis Ende 1927) des Büro G bezeichnet und geordnet waren. Die Abgabe vom 03.12.1937 umfasst weitgehend die Unterlagen nach dem neuen Registraturplan, vornehmlich aus der Zeit zwischen 1928-1933. Am 19.03.1938 wurden 19 Ordner mit Unterlagen bezüglich der Universität zu Köln bis März 1933 nachgeliefert, die bis dahin noch für die Aufgabenwahrnehmung benötigt wurden.
Abgebende Stelle war 01 Hauptamt (Büro des Oberbürgermeisters), Nachfolgebehörde des Büros G welches bis zum 15.06.1933 existierte.
Die beiden, mit den Registraturplänen abgegebenen Aktenverzeichnisse dienten zunächst als Findbehelf.
Im Juli 1948 wurden die Unterlangen von Archivmitarbeiter Steinhofer neu geordnet (dabei wurde die Trennung nach den beiden Registraturplänen aufgelöst) und als Abteilung 2 neu erschlossen. Ein entsprechendes Findbuch wurde ebenfalls erstellt. Diesem liegen auch noch weitgehend die aktuellen Erschließungsinformationen zugrunde.
Ende der 1960er Jahre, im Zuge der Verhandlungen über den Verbleib der Unterlagen des 1967 verstorbenen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, wurde die Abteilung 2 in Bestand 902 (Handakten Konrad Adenauer) umbenannt, u.a. um den Zuschlag des Nachlasses Adenauer zugunsten des Historischen Archivs der Stadt Köln zu beeinflussen. Noch 1964 wird von Hugo Stehkemper von der Abteilung 2 sowie dem Büro G in einem Aktenvermerk gesprochen . Mit Schaffung der Stiftung Konrad-Adenauer-Haus mit dazugehörigen Archiv in Rhöndorf sowie dem Wunsch der Familie Adenauer auch die Kölner Unterlagen Adenauers, sprich den Best. 902, ins Archiv nach Rhöndorf zu verbringen, geriet die bisherige Strategie des Archives ins Wanken. In einem Schreiben des Historischen Archivs an das Kulturamt der Stadt Köln vom 21.04.1969 wird nun wieder vom Bestand „Büro Oberbürgermeister Adenauer gesprochen, dessen Unterlagen durch städtische Dienstkräfte mit städtischen Materialien in städtischen Räumlichkeiten entstanden sind. Auch die Unterlagen mit nichtstädtischen überlokalen Bezügen hätte Adenauer offenbar als Teil seiner Amtstätigkeit betrachtet. Nur ein kleiner Teil des Bestandes mache private Handakten Adenauers aus. Des Weiteren wird sich im Rahmen der Kriegsverluste des städtischen Schriftgutes der Weimarer Zeit darauf berufen, dass mit diesem Bestand immerhin noch der wichtigste Kern der städtischen Verwaltungstätigkeit der 1920er und frühen 1930er Jahre abgebildet werden würde. Eine Abgabe des Bestandes konnte schlussendlich verhindert werden. Mit dem Vermerk von 1969 wurde die Aussage, der Best. 902 sei ein Handaktenbestand Konrad Adenauers, teilweise revidiert. In der nachfolgenden Zeit wurde der Bestand jedoch weiterhin als solcher präsentiert. Spätestens im Zuge der Erstellung der Festgabe der Stadt Köln zum 100. Geburtstag Adenauers 1976 und der intensiven Forschung und Auseinandersetzung mit den Archivalien des Bestandes hätte auffallen müssen, dass der Bestand in Teilen erheblich von den bislang angenommenen Laufzeiten 1917-1933 abweicht. Nach aktuelleren stichprobenartigen Anpassungen der Verzeichnung konnte eine Laufzeit zwischen 1876 bzw. 1886 und 1938 ermittelt werden. Akten der Stadt Köln aus der Amtszeit vor Oberbürgermeister Adenauer wurden teilweise der nach 1917 neugeschaffenen Registratur des Oberbürgermeisters einverleibt und dort weitergeführt, Akten aus der Registratur des Oberbürgermeisters (des Büros G) wurden auch nach Absetzung Adenauers im März 1933 von dessen Amtsnachfolgern, v.a. Oberbürgermeister Riesen nach dem Registraturplan von 1928 weitergeführt und neue Aktenbände angelegt (zu ersehen am Aktenverzeichnis des Registraturplanes ab 1928). So befinden sich im Best. 902 beispielsweise die Protokolle und Beschlüsse der Verwaltungskonferenz vom 21.05.1918-05.11.1935 oder die oben erwähnten, 1938 nachgelieferten Akten mit Universitätsbezug , welche bis zu diesem Zeitpunkt auch noch in Bearbeitung standen. Es stellt sich also deutlich dar, dass dieser Bestand Unterlagen des Büros des Oberbürgermeisters aus unterschiedlichen Amtszeiten, vor allem aber Konrad Adenauers beinhaltet, der Bestand aber nicht als „Adenauerbestand zu werten ist. Vergleichbar an Archivalien dieses Bestandes sind die des Bestandes 423 A (Büro/Amt des Oberbürgermeisters) nach 1945, insbesondere der Acc. 2. Hier liegt ein sehr ähnlicher Bestandscharakter und -inhalt vor.
Das Gros der Akten der Amtsnachfolger Adenauers ab 1933 (Dr. Riesen, Dr. Schmidt und Dr. Winkelnkemper), welche nach besagtem Registraturplan angelegt wurden, sind beim Rathausbrand am 29.06.1943 vernichtet worden. Die nach dem Brand bis 1945 entstandenen Akten sind im Rautenstrauch-Joest-Museum untergebracht gewesen und dort ebenfalls durch Kriegshandlungen vernichtet worden. Diese Unterlagen sollten ursprünglich ebenfalls der Abteilung 2 (Büro des Oberbürgermeisters) zugeschlagen werden. Mit Kriegsende bzw. mit der territorialen Neuordnung Deutschlands bzw. des Rheinlandes, also dem Übergang von Preußen zum Land Nordrhein-Westfalen wurde auch ein archivischer Schnitt gesetzt und die Abt. 2 geschlossen. An diesen Bestand schließt die heutige Acc. 2 (Oberbürgermeister) im Bestand 423 A an, welche ursprünglich als Bestand 2 bzw. neue Abteilung 2 angelegt wurde.
Bestandsinhalt und -struktur
Die Einrichtung einer eigenen Registratur für das Büro des Oberbürgermeisters 1917, und somit das Büro des Oberbürgermeisters als aktenführende Stelle, war eine Neuheit. Bis dahin wurde das vom Oberbürgermeister erzeugte Schriftgut den sachlich zuständigen Dezernatsregistraturen übergeben und in die dort geführten Akten eingeheftet. Zwar wurde auch in der Zeit nach 1917 in Teilen diese Regelung beibehalten, wichtige Angelegenheiten und der entsprechende Schriftwechsel hierzu verblieben aber, durchaus nach Priorität und Einschätzung des Oberbürgermeisters und dessen Büroleitern, im Büro selbst. Hierzu zählen auch unmittelbar bzw. über den Oberbürgermeister federführend laufende Angelegenheiten, Angelegenheiten der Repräsentation (z.B. Reden, Einladungen, Glückwünsche), Mitgliedschaften und Gremienarbeit (u.a. Aufsichtsratspositionen, Städtetag, Staatsrat), Korrespondenzserien, Beschwerden etc. Die Akten des Büros des Oberbürgermeisters sind nach zwei verschiedenen Registraturplänen geordnet worden. Der Plan von 1917-1927 ist angelehnt an die einzelnen Einrichtungen, in denen der Oberbürgermeister ein Amt bekleidete sowie an die politisch territoriale Gliederung des Staates, in den einzelnen Aktengruppen sind die Akten laufend nummeriert:
Abteilung A Städtische Ämter und Betriebe Abteilung B Sonstige städtische Angelegenheiten unmittelbarer und mittelbarer Art Abteilung C Provinzial-Angelegenheiten Abteilung D Rheinischer Städtetag Abteilung E Preußischer Städtetag Abteilung F Deutscher Städtetag Abteilung G Preußischer Staatsrat Abteilung H Verschiedene Angelegenheiten Abteilung J Persönliche Angelegenheiten des Herrn Oberbürgermeisters
Der Plan ab 1928 ist nur an die territoriale Gliederung des Staates angelehnt und gliedert sich in Gruppen und Untergruppen. Die Akten darin im Dezimalsystem bezeichnet.
Gruppe 0 Reichsangelegenheiten Gruppe 1 Staatsangelegenheiten Gruppe 3 Regierungsbezirk Köln Gruppe 4 Stadtgemeinde Köln Gruppe 5 Besondere Einrichtungen der Stadt Köln Gruppe 6 Ämter und Betriebe der Stadt Köln Gruppe 7 Persönliche Angelegenheiten des Herrn Oberbürgermeisters Gruppe 8 Persönliche Angelegenheiten des Herrn Oberbürgermeisters
Bei der archivischen Bearbeitung der Unterlagen des vorliegenden Bestandes wurde die Trennung nach den beiden unterschiedlichen Registraturplänen aufgelöst und als Abteilung 2 neu erschlossen.
Der vorliegende Bestand bildet die Tätigkeit des Oberbürgermeisters mit allen dazugehörigen Aufgaben und Positionen der damaligen Zeit ab. Hierunter fallen auch die Ämter des Oberbürgermeisters staats- und parteipolitischen Charakters, u.a. im Deutschen Städtetag, im Preußischen Städtetag, Staatsrat, Herrenhaus etc. sowie diversen Aufsichtsräten und Vorständen von Einrichtungen welche der Oberbürgermeister teilweise qua Amt für die Stadt Köln innehatte. Charakteristisch, wie für den überwiegenden Teil der politischen Führungspersönlichkeiten, ist die Vermischung dienstlicher und privater Angelegenheiten, so wurden beispielsweise auch die Privatkorrespondenz, private Parteiaktivitäten, Urlaubsreisen, oder Bankangelegenheiten über das Büro abgewickelt. Andere, halbprivate Angelegenheiten wie z.B. bezüglich der Wohnung des Oberbürgermeisters (Adenauers Privathaus wurde auch in dienstlichen Angelegenheiten, v.a. der Repräsentation genutzt und dementsprechend auch von der Stadt Köln teilfinanziert) finden sich ebenfalls in den Unterlagen des Bestandes.
Behördengeschichte
1917 als „Büro A 1/m (Büro des Oberbürgermeisters) eingerichtet vermutlich 1921 in „Büro G (Büro des Oberbürgermeisters) umbenannt Umstrukturierung der städtischen Behördenstruktur zum 15.06.1933: aus dem Büro G wird 01 Hauptamt (Büro des Oberbürgermeisters). Diese Struktur wurde bis 1945 beibehalten.
Leiter des Büros des Oberbürgermeisters zwischen 1917 und 1945
Sept. 1917 - Dez. 1936: Johann (Hanz) Wolfgarten, Bürodirektor (Leiter des Büros G, Büro des Oberbürgermeisters; schon 1917 als Bürovorstand, jedoch als Stadtsekretär) 1937: Dr. Werner Heringhaus (als Leiter von 01 Hauptamt) Ende 1937 - 31.03.1945: Dr. August Osthus (als Leiter von 01 Hauptamt)
Oberbürgermeister deren Unterlagen im Best. 902 enthalten sind
18.10.1917 - 13.03.1933: Konrad Adenauer 13.03.1933 - 09.11.1933: Günter Riesen (Kommissarischer Oberbürgermeister) 09.11.1933 - 08.12.1936: Günter Riesen (Oberbürgermeister) 10.12.1936 - 20.01.1937: Karl Georg Schmidt (Kommissarischer Oberbürgermeister) 20.01.1937 - 26.11.1940: Karl Georg Schmidt (Oberbürgermeister) |