I. Markwards (Markus) von Lindau Zehn Gebote. Anf. Bl. 1r: Alsus spricht der wyse salomon Syeven / zijt yn dem dage vellet der gereichte / Och hoe grundeloise wijsheit wat meynet / dijn gewailt dattu leyst den gereichten / so dicke ind so deyff vallen. Schl. Bl. 85v: Der Meister. Och lieue / junger de zijt de ich an dit boichelgin gelaicht / haen de en sall mych nummer geruwen synt ich / dijnre begerden so vil da yn bekennen Ich roiffe / an all hemelsche her ind all vsserwelte gotz vrun/de jnd sunderlichen de edel moider gotz dat / sy dich wisen ind leyden durch de wege der / gebode ind durch de gebot yn de wort ihesu cristi / dattu de bloisse wairheit hie yn der zijt gebruchs / ind yn vmmer werender selicheit geneisses jnd / ouch mych blynden man myt dijnre hant de / seluen wege wises yn eynre werender selicheit / Des help vns de ewige gotheit Amen. II. Vom hl. Altarssacramente. Anf. Bl. 86r: (rot) Van dem heilgen sacramente / (schwarz:) Comedite amici bibite et inebriamini carissimi / Dat heist Esset mijn vrunde. drincket ind / werdet druncken mijn alre liefsten Als off he / spreiche Esset ir mynnende hertzen want dat / ir esset ind drincket dat is eyn gemahel vyn/geren warer truwe ind ewiger stedicheit. Eyn / gemahel vingeren wirt gegeuen dem hertzen / zo krafte. den ougen zo luste ind zo eynre er/manunge steder truwen ind warer liefden. Schl. Bl. 112r: Giff myr / lieue heirre merrunge dijnre genaden ind / eyn wair zonemen yn dijnre gottlicher mynne / ind ouch yn allen duchden ind da ynne eyn / verstanden volherdunge bis an mijn ende Amen. Bl. 112v: (rot) De sieuen vreuden marien yn dem ewigen leuen / De eirste / M (schwarz:) aria vreuwet sich dat sy erhauen is yn so groisser / vreuden oeuer all hemelsche her. Bl. 113r-v von anderer, etwas späterer Hand: Man vynt beschreuen in sent Anselmus boyche / dat man den kyrsten mynschen de vp / eynen bescheyden lycht de wyle dat he sich / bekent sal vragen en alsus. - Es folgen Bekenntnisfragen an Sterbende. Auf Bl. 114v steht in ganz abweichender Schrift: We dit boich leset die is eyn guyt mynsche dat sagen ich wirlichen sunder zwy/vel ind want war vmb rede is dit. III. Nachfolge Christi (I. Buch) des Thomas von Kempen. Dieser Teil, einer der wertvollsten, enthält die älteste Uebersetzung des 1. Buches der Imitatio Christi, und zwar in altkölnischer Sprache. Ihm geht ein gereimtes Einleitungsgedicht voraus, das „große Bedeutung ... für die Frage nach der Entstehungszeit und nach dem Verfasser ... besitzt". Vgl. Leon. Korth, Die älteste deutsche Uebersetzung der Imitatio Christi (in „Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln", XIII 88-92) und E. Fromm (in der „Zeitschr. f. Kirchengesch." X 71 ff.). Bl. 115r: Van Jhesus geboirt syn jair getzalt. Dusent ind vierhundert (viertzie zuvor durchstrichen) Vierinddrissich dar zu gestalt Wie seer mich des verwundert Do sach man leider in cristenheit Die werlt in duychten swaichen Die mynschen in vngehoirsamheit Leuen. ind boisheit maichen Disciplijn ind caritas Die ligent in exilio (Von des Schreibers Hand gleich bei der Niederschrift mit dem Verweisungszeichen verdeutscht als: ellende) Hofart ind carneitas Regnirent in tripudio (Ebenso als: vreude) Wat sullent boicher ind vil doctoir Sal nymans dar nach leuen Dieue moirder ind raptoir. In sunden (Vorher unterpunktiertes: ho.) sich erheuen. Wie vil boisheit dat sij doyn (ursprünglich: doynt) Sien werdent nyt geschulden Golt schatz danck ind gutlich loyn Da myt wirt in vergulden Wir en haint doch hij geyn blyuen stat. War vmb wil wir vns traigen. Dat wir doch deichten vff den pat Zu jhesum ind synen maigen Den wech hait vns geleret Der selue soisse ihesus Syn vrunt haint in vermeret In leuen ind passionibus Bl. 115v Myt schrifften ind doctrinen Myt werken ind exempel. Wir moigen ayne pijnen Besitzen den goitz tempel. Id en were geyn noit der manichfelt Vil boicher ind schriffturen. Is anders die siele wal bereyt Myt lutteren ind myt puyren Doichten ind oitmodicheit Beschaw dyn consciencien Gebricht dir yd so besser dich Ervul dyn penitencien Id gelt dir seluer erenstlich Dar vmb eyn frunt van mynnen Hait vns geschreuen eyn bochelyn Der en woulde sich nyt nennen Dat is ym eyn ewich gewyn Jhesus ist syn name wal kunt Would wir vns nach den leeren Richten. dat wer vns gesunt Van sunden ewig keren Dat bochlijn ist mir komen vur Zu setzen vss dem latijne Ind heist qui me sequitur Dat en was mir geyne pijne Went ich so gerne gruntlich sege Vrede vreud ind caritat Des kreges altzijt (Ueber der Zeile) en bouen lege Ind helde der werlde maiestat Wils du nach diesem boiche Bl. 116r Dich erenstligen richten Du wirst eyn meister cloiche In synnen ind in schriften Wer gaff petro ind den anderen Vrunden cristi mannichfalt. In goitzfurten stetlich wanderen Myt manigen doichten vngetzalt (Vorher durchstrichen: vngesta) Dan Jhesus ouerflodich Der ist noch alle zijt bereit Wer in bekoirt oitmodich Zu geuen der ewigen glorien cleit Syn boirn en hait geyn oirsprinck Syne wisheit geynen ende In yme rastent alle dynck Dar vmb dich zu ym wende Wesch dich in der lutteren bach Besprenge dich cum ysopo So machs du schawen goitz dach As man dir saigt richtlich zo Kuympt ir gebenedieden Besitz myns vader rijche Vr vrgelen hangt vff wijden (s. Jo de bello rivo 1434 Von anderer Hand, doch gleichzeitig. Leon. Korth weist S. 92 noch darauf hin, daß in der gereimten Vorrede der Entstehungsort der Uebersetzung bezeichnet ist. „Die Klammer nämlich, welche von Vers 80 auf Vers 74 zurückweist, verbindet die Wörter wijden und bach und läßt so das Haus der Brüder auf der Weidenbach in Köln unzweifelhaft als die Heimat der Handschrift erkennen. Welche Bedeutung jedoch der Name Jo. De Bellorivo an dieser Stelle besitzt, habe ich nicht ermitteln können, so sehr es auch den Anschein hat, als sei er die latinisierte Form des Lutterenbach in V. 74". Vielleicht bringt folg. Stelle im Gedächtnisbuch des Kölner Fraterhauses Weidenbach", hrsg. Von Kl. Löffler (Annalen des Hist. Ver. f. d. Niederrhein, CIII, 1919, S. 24) auf die Spur: "Johannes Waelbeck, clericus et civis Coloniensis, qui fecit domum nostram et conventum ad albas dominas heredes bonorum suorum, a quo habuimus ad valorem LXXX fl. In pecuneis, libris, papiro et ceteris utensilibus", der am 8. Aug. 1476 starb. Der Name Waelbeck = lutteren bach ist ohne weiteres einleuchtend; die Zietangabe paßt gleichfalls; daß der Fraterherr mit dem Schreiben von Büchern zu tun hatte, zeigt die Hervorhebung 'libris, papiro et ceteris utensilibus, was sonst bei keinem anderen in der langen Reihe der Brüder geschieht. Vielleicht bekleidete er gar das Amt als Scriptuarius. Somit wäre dieser als der Uebersetzer und auch Schreiber der ältesten deutschen Uebersetzung der 'Imitatio' anzusehen, und zwar in altkölnischer Sprache, die er als 'civis Coloniensis in der gen. Hs. vortrefflich meistert) Dar laist vns all gelijche Nach ryngen so sij wir wol gereist Myt vater son ind heilger geist Amen. „Diese Vorrede ist von derselben Hand geschrieben, welcher wir die Niederschrift der Uebersetzung selbst verdanken, sie steht jedoch ... mit dem Register zusammen auf einer besonderen Lage, welche nur vier Blätter zählt, während die drei übrigen Lagen durch je zwölf Blätter gebildet werden." (L. Korth, S. 91). Anf. Bl. 116v: Die taifele des gantzen bochelyns / Van nauolgunge ihesu cristi ind van / versmaynge aller ydelheit dieser ver/gencligen werlt. j. / Schl. Bl. 117r: Van reichter hitziger besserungen / al vnses gantzen leuens xxxj / Finis libelli Qui me sequitur. Anf. Bl. 119r: De imitacione Christi et contemptu omnium vanitatum mundi / Van nauolgunge ihesu cristi. jnd van der versma/ynge aller ydelicheit dieser vergencligen werlt. / Wer mir nauolgt. der ene wandert nyt in den / duysternyssen. also spricht der herre. ihesus. Dit / synt die wort cristi jn wilchen woirden wir weir/dent bewegt ind vermaynt. dat wir dat leuen ihesu. / synen leeren. ind seeden na volgen. ist dat wir willn/ ind begeren werlichen Das ch über dem nichtgetilgten g in werligen. verluychtet weirden jnd / verloist van alre blyntheit vnser synne ind hertzen / So sal vnse alre hogeste ind meiste begerde syn / zu dencken ind betraichten in dat leuen ihesu. Schl. Bl. 154r: Dar vmb wache / ouer dich seluer. erweche dich ouch seluer. bewe/ge dich seluer jnd wie ind wat ander lude / doint. Versume du dich selues nyt. Also vil / sals du in duychten voirtgain. ind wynnen / als du dich seluer intgain vnduychte ind sunde / werstaynde gewalt deist. - Einige Zeilen tiefer rechts am Rande: xxxvj. Dann folgen noch 8 gereimte Zeilen desselben Schreibers: Alsus hait dit boich eyn ende Got all vnsen kummer wende Den heilligen geist vns nyt entwende Jnd giff vns troist in diesem ellende Der vns sij zu dir ewlich tziende Vff dat wir sijn beschouwelich siende Dyn ewicheit ind dynen namen Dat id gesche so sprech wir amen. Rechts davon am Rande: 1434. M / 8 (wohl = mensis octavus = augustus). - Vgl. Nr. 69. |
Papier, ziemlich erhalten trotz der starken Benutzung. Wasserzeichen Ochsenkopf mit Stern zwischen den Hörnern. Erste Hälfte des 15. Jahrh., 3 Hände, und zwar die erste Bl. 1—112, die zweite Bl. 113, die dritte Bl. 115—154. Die Hs. besteht nämlich aus zwei ursprünglich selbständigen Teilen, deren erster bis Bl. 114v reichte, was sich aus der Beschmutzung dieser S. ergibt, der zweite umfaßt Bl. 115—154; beide Teile sind später zusammengebunden. Bl. 117v, 118 und 154v leer. 154 Blätter neuere Zählung. Lagenanfänge 13, 25 ... 97, 109, 114, 119 (ein Bl. ausgeschnitten ohne Textverlust), 131, 143. Custoden noch vorhanden. Im 1. Teil rund 30-32 Zeilen, im 2. Teil rund 30 Zeilen. Einspaltig. Blattgröße 15 x 21cm, Schriftspiegel 10 x 15 cm. Kapitelüberschriften und Initialen der Abschnitte rot, Bl. 119 ff. rot und blau. Wichtige Namen rot unterstrichen. Viel rote Strichelung. Einband Holzdeckel mit neuem Rückenleder, sonst alt; die 8 eingeprägten Stempel (Agnus Dei, Mutter Gottes mit dem Kinde, Anbetung der hl. Dreikönige usw.) sind allsamt schief und die Figuren bei der Erneuerung des Einbandes auf den Kopf zu stehen gekommen; außerdem Lilienmuster. Mundart ripuarisch. |