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Gebetbuch |
16. Jh. |
1. Kommuniongebet. Anf. Bl. 1r: „Wanneyr du vntgaynwerdich bys as de susteren vntfangen dat hilge sacrament so keir dich ynnich zo dyme hertzen ind sprich dit gebet myt andacht O leue here J. Ch. Jch bidden dich Ervulle de hertzer mynre mytsusteren mit dynre gotlicher genaden". 2. Nutzen der Passion Christi. Anf. Bl. 2r: „Van der macht der ynnicheit vntgayn de passie cristi Jt wyrt gevraicht Zo wat goder dynge off wat nuytz off ynnicheit gyfft deme mynschen die gedechtenisse der passien cristi"... mit Zitaten aus Albertus Magnus, Bonaventura, Bernhardus, Chrysostomus usw. 11 Nutzen werden aufgezählt. — Schl. Bl. 6r: „ind mytlijden gehat hayt myt dem lijden cristi dins leuen brudegoms Amen Och du ynnige sele ind bruyt cristi dit myrck wail an yn deser tzijt Deo gracias". 3. Ausspruch eines Meisters. Anf. Bl. 6v: „Eyn meyster spricht Jt synt lude up ertrich die meirre zeichen doynt dan sent Peter dede dat hey doden dede up stayn ind die blynden syen"... Bl. 7v: „Eyn Minsch der syn vleysch ind bloyt ind luyst der natuyren zo der eren goytz steruen wylt". — Dahinter folgt Bl. 8r: „Jtem dyss na geschreuen pater noster synt vns leuen heren vsser mayssen angeneme as hey seluer geoffenbairt hayt (Bl. 8v) Jtem de eyrste x zo der eren do du vur pylatus stoyndes". — Schl. Bl. 8v: „Summa lxx pater noster". 4. Betrachtungen und Tagzeiten vom Leiden Christi. Anf. Bl. 8v (rot:) „Van dem lijden vns leuen heren J. Ch. (Bl. 9r, schw.:) It wyrt gevrayeht wair vmb dat cristus der here hayt wyllen hangen an dem cruce myt vyssgehanen (!) armen ind henden". Es folgen zunächst Betrachtungen über die Passion, sodann die Tagzeiten, z. B. Bl. 46r „meytten zijt", Bl. 64r „Tzo Tercienzijt". — Bl. 108r (rot:) „Dyt is der crutzganck"... bis Bl. 148r. 5. Die vier Evangelien als Gebet für die Seelen im Fegefeuer. Anf. Bl. 148r (rot:) „Dese euangelien synt sere goit gelesen vur die Selen (rot unterstr.:) dat is offenbair genoich yn deme myrakel dat her na geschreuen steyt ind der engel hait it getzount Jt was eyn geystelich man der upgesat hat alle dage eynen pselter zo lesen jnd ander gebeder vur synen vrunt der (Bl. 148v) gestoruen was Do geueyl it dat hey kranckt (!) wart ind den up satz neyt vollen brengen en mocht Do offenbaird sych eme der engel gotz jnd reyd eme dat hey diss iiij euangelyen lesen seuld Mer hey en geloycht deme engel neit Des anderen nachtz offenbairde eme der engel anderwerffs ind sacht zo eme volge myr". Der andere tat es und sah „eynen verueirlichen putz. vol myt armen seien", darunter auch die Seele seines Freundes „myt rouch ind myt flammen ind myt vurrichen stanck Jnd die duuel verbeytten vmb de sele zo verdrucken". Er las nun die Evangelien. Danach „was die sele wunder (Bl. 149v) lichen verblijt ind verloyst van alre bedroyffenisse ind pynen". Es folgen die lat. Texte der Evangelien: 1. In principio erat verbum, 2. Missus est angelus gabriel, 3. Si quis diligit me, 4. Stabat iuxta crucem Jesu mater eius bis Bl. 153v. 6. Gebete für die Seelen der Abgestorbenen. Anf. Bl. 155v (rot unterstr.:) „Eyn sele bat eyn vrauwe dat sy got vur sy bydden weuld dye vrauwe vraichde sy wat gebedere dat sy vur sy moicht doyn na dem dode dat ir beste helpen moicht". Die Frau erfuhr, daß sie vor einem Kruzifix, so oft sie könne, das Gebet „O Mylde barmhertzige verloeser der werelt" beten solle, „dat weir gode angenemer dan off sy eynen gantzen pselter vur sy lese". — Bl. 156r: „Dese na geschreuen pater noster sal man vij Sundach eynre selen na yrrem dode na doyn"... bis Bl. 159v. Es folgen Bl. 161r—164r einige Offenbarungen Christi „zo eynre hilge yunfferen"; dann Bl. 164v Ablaßgebete: „O Fonteyn alre genaden ich offeren dyr dyt pater noster ind aue maria zo eren des groyssen reuwens dyns moderlichen hertzens" mit „xxxm iayr afflais", zu verrichten „vur vnser leuen vrauwen bilt". Ein weiteres Bl. 165r: „De worde sprach vnse leue vrauwe zo erem kynde do hey syn cruce droich... (Bl. 166r) Jch offeren dyr dit pater noster deme brechen dyns gotlichen mynnende hertzens". Ein letztes Bl. 167v: „Ich louen ich eren ich anbe(Bl. 168r)den ich glorificeren Jch gebenediden ind groitzen dich alre sueste ind honch vleyssende name ihesu". 7. Betrachtungen der hl. Mechtild. Anf. Bl. 168r (rot unterstr.:) „Dye hilge Junffer mechtildis had eyn gewoynheit wanne sy zo dem hilgen sacr. would gayn dat sy dan (Bl. 168v) vleysich dat lijden cristi plach zo bedencken Jnd sunderlichen drij punten Dat eyrste de ewyge mynne da vns got myt leyff gehat hait do wyr nyet en waeren"... bis Bl. 169v. 8. Gebete verschiedener Art. Anf. Bl. 169v: „Wye der mynsch syn hertz myt gode vereynigen sall Vnse leue here sait ich weulde dat alre mynschen (Bl. 170r) hertzen mit myr vereynnicht weren myt yren begerten". — Bl. 171v: „Eyn Mynsch der zo dem hilgen sacr. geyt sal sich den dach besunder yn vunff stucken oeffenen jnde (Bl. 172r) gode eyn wijrtschaff bereyden". — Bl. 173r (rot:) „Dit synt vj zeichen (schw.:) It synt vj zeychen da man by bekennen mach off (Bl. 173v) der mynsch got werdich vntfangen hayt". — Bl. 175r (rot unterstr.:) „Jtem dyt is van den vunff worden vns leuen heren wat sy betzeichent (schw.:) Vnse leue here hayt eyns gesacht zo deme propheten Ganck yn den steyn ind verbyrch dich yn die gegrauen kuylen van deme angesicht des zorns des herens". — Bl. 177r (rot unterstr.:) „Eyn eynnige oyffninck van dem lijden vns leuen heren J. Ch. (schw.:) Och du getreuwe sele Sytz nu neder by die suyll dyns gemynden Jnd vergader alle die droeffger syns honich suyssen konyncklichen bloitz yn dat neypgyn dyns hertzen". — Schl. Bl. 181r: „jnd offer sy alle dage... myt allen den verdeynsten syns gemynden sons zo eyner louelicher danckberheit vur alle mynschen Amen". 9. Gebet am Osterabend. Anf. Bl. 181v (rot:) „Vp paisch auent sal man dit (lesen, schw.:) Vp paisch auent as men die cloicken zo der myssen luyt suld ir iij pater noster sprechen myt andacht". Es folgen Bl. 183v Ablaßgebete. 10. Die 7 Fälle Christi. Anf. Bl. 186r (rot:) „Dyt synt de seuen velle vns leuen heren J. Ch. (schw.:) O leue here J. Ch. Jch arme sundige mynsch ermanen ind dancken dir des bermlichen neder vallens up die erde yn dyner hilger geuenckenisse". — Schl. Bl. 190r: „Da ich dich myt allen vsserwelden dancken ind louen sonder end yn ewigeit". — Vgl. Deutsch S. 45; Borchling IV 17. 11. Die Kleine Krone Christi. Anf. Bl. 190r (rot:) „Dyt is die cleyn off koirte kroyn vns leuen heren J. Ch. (schw.:) „O here J. Ch. ich anbeden dyn eirwerdige ind gebenedide houfft dat vnfort (!) sal werden van den engelen ind krefften der hemelen". 12. Gebet zum Herzen Jesu. Anf. Bl. 192r (rot unterstr.) „Jtem dyt is eyn sere suuerlych gebet van dem hertzen vns leuen heren vp eyn eder dach in der wechen eyn Sunderlich gebet (rot:) Den Mayndach (schw.:) Gegroyt sijstu alre sueste hertz myns leuen heren J.-Ch. Myn hertz begert dich fruntli(Bl. 192v)gen zo groitzen Jnd myn geyst begert dich an zo sprechen". — Schl. Bl. 200r: „O suesse mynnende hertz myns leuen heren J. Ch. Laes mych nyrgen rasten dan yn dynen durberen wonden da ich ewenclych yn leuen mach Amen". 13. Die drei Stöße Christi. Anf. Bl. 200r (rot:) „Dyt synt die drij stoysse die vns leue here an dem hilgen cruce leit... (schw.:) O leue here ihesu dyt pater noster offeren ich dir der noyt de du leedtz do du drij oren yn sterfflicher noit heyncks (Bl. 200v) an dem galgen des hilgen crutz". — Vgl. Deutsch, S. 55. 14. Sterbegebet. Anf. Bl. 201v (rot:) „Dyt nageschreuen gebet seuldt yr gern all dage lesen Jnd sunderlich as der Mynsch suyt dat hey van deser werelt scheyden sall Dan sal hey eme dyt gebet dyck vor layssen lesen Jnd stellen all syn vernunfft ind begerden dar zo (schw.:) O myn alre lyeffste here J. Ch. myn alre sueste brudegom mynre selen wondige myn hertze myt dynre lyeffden"... bis Bl. 203v, wo noch ein Ablaßgebet des Papstes Bonifaz folgt. 15. Gebet zu Ehren der hl. 5 Wunden Christi. Anf. Bl. 204r (rot:) „Vnse leue here offenbairt eynre ynniger pers(schw.:)chonen ind sacht wylch mynsche mich mit ynnicheit vunff mayll dye nageschreuen iiij versen spriht den hilgen v wonden zo eren... (Bl. 204v, rot:) dyt synt dye versen (schw.:) Exaudi nos Jhesu saluator cui est nil impossibile nisi hoc solum miseris non misereri" bis Bl. 205r, wo ein ähnliches Gebet (rot unterstr.:) „Vp eyn zijt offenbairde sich eyne sele die yn pijnen was eynre hilger perschonen Jnd badt sy dat sy ir beden weuld eyn roemer vart in die wonden Cristi As dit gebet (rot:) O here J. Ch. (schw.:) Jch bydden dich durch die smertzen dynre hilger wunden... Erbarme dich ouer myn sele". Vgl. Deutsch s. v. 16. Betrachtung von Christi Leiden. Anf. Bl. 206r (rot:) „We goyt it is dat eyn Mynsch ouerdenckt de passie vns leuen heren (schw.:) De passie vns leuen heren J. Ch. ind ir stediche ind ynniche ouerdenckonge is nutzer dem mynschen dan were it dat de seliche yunffer maria myt allen hilgen bede vur den mynschen". — Bl. 208v (rot:) „Van dem lijden vns leuen heren (schw.:) Man sal myrcken dat Cristus hangende an dem hilgen crutz had syn hilge houfft geneycht"... bis Bl. 218r. 17. Die 12 Meister zu Paris. Anf. Bl. 218r (rot:) „Jtem dyt is Capittel van den Meysteren van worden de sy up eyn zijt spraichen (Bl. 218v, schw.:) „It sayssen xij hilge meister zo parijs Jnd yeder sprach eynen spruch Der eirste sprach it weir besser de sunde gelaissen, dan al so vijl vur de sunde geleden, als vns leue here J. Ch. an deme hilgen cruce leyt". — Schl. der Hs. Bl. 223r: „Jnd hey sall syn lijden myt geduldicheit dragen Nota bene ind leue dair na". — Vgl. Borchling s. v.; W. Dolch, Die Verbreitung oberländ. Mystikerwerke im Niederländischen (Diss., Leipzig), 1909, s. v. |
Die Hs. stammt wohl aus einem Frauenkloster (vgl. Bl. 1r „susteren"), kam später in das Kollegium der Kölner Jesuiten (vgl. Bl. 1r oben: „Collegij Societ(atis) Jesv Coloniae 1644"). Papier, gut erhalten, nur die üblichen Spuren der Benutzung. Reste von Merkern noch vorhanden. Sorgfältige gotische Buchschrift des 16. Jhs von vier Händen: 1. Hand Bl. 1r-8v, 2. Hand Bl. 9r-186r, 3. Hand Bl 186r-301v, 4. Hand Bl. 201v-223v. 223 Bll neuerer Zählung. Vereinzelt noch unten am Rande rechts alte Zählung vorhanden, z. B. 84r = kj, Bl. 93r = kij. Blattgröße 14 x 10,5 cm, der teilw. mit Blindlinien, teilw. mit feinen Bleilinien angedeuetete Schriftspiegel 10 x 6,5 cm, auch 9 x 6 cm. Einspaltig, Zeilenzahl zwischen 15-19. Ueberschriften rot. Vereinzelt noch unten am Rande in kleiner Schrift für den Miniator die Angaben, z. B. Bl. 192r: mayndach. Initialen der größeren Abschnitte rot, fehlen stellenweise, z. B. Bl. 1r, 1v, 8v u. ö., wo der Raum dafür freigelassen ist. Merkworte und wichtige Stellen rot unterstrichen. Rote Strichelung. Nach außen abgeschrägte Holzdeckel in braunem Lederüberzug. In einem durch je 3 x 3 Linien horinzontal und vertikal eingepreßten Rahmen 4 Leisten, mit 3 Wappen zwischen verschlungenen Blattzweigen ausgefüllt: dem Wappen der Stadt Köln, dem des Erzstiftes Köln und einem privaten Wappen (von oben links nach unten rechts verlaufender Fluß, im oberen Dreieck der Buchstabe d). Rest der einzigen Schließe auf dem Vorderdeckel noch vorhanden Auf der Innenseite des Vorderdeckels aufgelebt ein Pergamentblatt einer Hs. des 13. - 14. Jhs mit lat. Bibeltext, ebenso auf der Innenseite des Hinterdeckels auch Neumen zu dem Text: „Lacta cogitatum tuum in domino et ipse te Dum clamarem ad dominum exaudiuit uocem meam ... qui approquinquauit michi". Auf dem Längsschnitt mit Tinte: „Ms preces Beigi(narum?). Mundart ripuarisch. |
Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs Heft X Teil 2 (Menne) |
G. B. 8 10 |
Best. 7008 (Handschriften (GB oktav)), 10 |