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Bezeichnung: 3. Ortsausschüsse (1945-1951)
Laufzeit: 1945-1951
Beschreibung: Ortsausschüsse

Die Ortsausschüsse in Köln stellen eine spontane Entwicklung da, die sich aus der Situation des Zusammenbruchs der öffentlichen Verwaltung 1945 ergeben hatte.
Sie hatten sich in der ersten Phase in zahlreichen Städten in sehr unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Zielsetzungen gebildet.
In Köln entwickelten sich in der Zeit der faktischen Abtrennung der rechtsrheinischen Stadtteile durch die schlechten Verkehrsverbindungen dort politische Strukturen, die vor allem auf der Ebene der Großbetriebe ansetzten. Es bildeten sich dort Ortsausschüsse, die selbst mit der Reorganisation des öffentlichen Lebens begannen. Sie hatten ihre Basis in alten Gewerkschaftsfunktionären und Vertretern der ehemaligen Linksparteien (SPD und KPD) und betrieben den Wiederaufbau der öffentlichen Dienstleistungen, halfen bei der Wohnraum- und Nahrungsmittelbeschaffung, Reparatur der Versorgungssysteme, Trümmerbeseitigung, Arbeitseinsatz und der Erfassung ehemaliger Nationalsozialisten. Die zwölf rechtsrheinischen Ortsausschüsse, die überwiegend Vorsitzende aus dem Kreis der entstehenden Parteien hatten, fanden sich Anfang Mai 1945 zu einem Arbeitsausschuss zusammen, der die Ausschüsse gegenüber der Stadtverwaltung vertrat. Im linksrheinischen Köln hingegen entstanden Mitte Juni 1945 gleichfalls Ortsausschüsse, die stark kommunistisch orientiert waren und stärker politische Zielsetzungen hatten. Sie sollten nach den Vorgaben der Bezirksleitung Mittelrhein der KPD der „konsequenten Durchführung des Kampfes gegen Nazis, Kriegs- und Volksverbrecher und zum Wiederaufbau unserer Heimat in einem neuen demokratischen Deutschland dienen. Andere Ortsausschüsse im linksrheinischen Köln wurden seit Ende Juni von der Stadtverwaltung selbst eingerichtet und ordneten sich ihr unter. Sie setzten sich vorwiegend aus Angehörigen des mittleren und oberen Bürgertums zusammen. Zunehmend begann unter diesen Ortsausschüssen eine intensivere Zusammenarbeit. Im gleichen Maß aber wurde diese Entwicklung von Seiten der neuen Stadtverwaltung mit Argwohn betrachtet. Bereits am 20. Juni 1945 erging seitens der Stadtverwaltung die Anordnung: "Die in verschiedenen Stadtteilen und Vororten gebildeten Orts- und Bürgerausschüsse haben keinerlei öffentliche Befugnisse. Niemand ist verpflichtet, ihren Anweisungen Folge zu leisten". Sie organisierten sich schließlich auf Stadtebene in einem Viererausschuss. Der Beigeordnete Schwering entmachtete sie schrittweise, bis sie schließlich auf stadtteilbezogene Funktionen unbedeutenderer Art beschränkt wurden.

Quelle:
Horst Matzerath: Rheinische Großstädte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Notverwaltung oder Neubeginn?

Zöller, Stand Mai 2020