Haubrich, Josef, 1889-1961, Rechtsanwalt, Kunstsammler, -förderer, -stifter, Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Köln (SPD).
Der Nachlass des Kunstsammlers Dr. Josef Haubrich (1889-1961) wurde in zwei Teilen am 19. Mai und 29. Juni 1987 von der Witwe Lucy Haubrich-Millowitsch anlässlich ihres Umzuges von der Villa Kämpchensweg 1 (Müngersdorf) ins Farinahaus, Unter Goldschmied 3, dem Archiv übergeben und im April 1988 von der Stadt Köln käuflich erworben (acc. 1642/88). Nach einer ersten Sichtung beim Ankauf wurde der Nachlass im Herbst 1989 grob geordnet und verzeichnet. Er erhielt die Bestands-Nr. 1369 und umfasst 9 Archivkartons.
Lebenslauf Dr. Josef Haubrich 1889 Juni 15 Geb. in Köln als Sohn des Direktors der Ortskrankenkasse für Fabriken Wilhelm Nikolaus Haubrich und seiner Frau Christine (geb. Ritzefeld). 1907 Abitur im Gymnasium Kreuzgasse. 1907-1910 Jurastudium in München, Berlin und Bonn. Referendarexamen beim Oberlandesgericht in Köln. Anschließend Dissertation. 1915 Assessorexamen. 1916 Eröffnung einer Anwaltspraxis zusammen mit Dr.H.Bodenheim. 1916 Mai 25 Heirat mit Hanna Kux (geb. 1891), Tochter des Direktors der Chemischen Fabrik Kalk. 1919/20 Beginn des Sammelns expressionistischer Kunst. 1922/23 Mitglied des Vorstandes des Kölnischen Kunstvereins. 1922 Tod der Frau Hanna. Kinder: Klaus (geb.1917, gefallen 1945) und Luise (geb.1919), verheiratet mit Heinz Cramer, lebt in Argentinien. 1923 Heirat mit Dora Timmermans (geb. Skril). 1924 Besuch bei Marc Chagall in Paris. 1929 Juli 25 Heirat mit der jüdischen Kinderärztin Alice Gottschalk (geb. Garbowsky), die ihre fünfjährige Tochter Anneli mit in die Ehe bringt. 1939 Haubrich muß auf Anordnung der Nationalsozialisten aus der Praxis Dr. Bodenheim ausscheiden. Er verlegt seine Praxis in seine Wohnung. 1944 Ehefrau Alice nimmt sich das Leben, um der Verfolgung durch die Gestapo zu entgehen. Tochter Anneli geht schon 1943 ins Ausland. Sie kehrt nach dem Krieg zu Haubrich zurück und studiert Medizin. 1944 September Heirat mit Paula Wegelin (geb. Sieb). 1946 Haubrich schenkt seine Kunstsammlung der Stadt Köln. 1946 Mai 2 Annahme der Schenkung durch den Rat der Stadt Köln. 1946 Oktober Erste Ausstellung der Sammlung Haubrich in der alten Universität Köln. 1946 Wiederzulassung des Kölnischen Kunstvereins auf Betreiben Haubrichs. 1946-1961 1. Vorsitzender des Kölnischen Kunstvereins, dessen Statuten er neu formuliert. 1948 ff. Mitglied der SPD-Fraktion des Kölner Stadtrates 1951 ff. Mitglied der Jury für die "Dankspende des deutschen Volkes" und für den "Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen". 1959 Tod der Ehefrau Paula. 1960 April 27 Heirat mit der Schauspielerin Lucy Millowitsch in Caracas in Venezuela, wo der Sohn von Lucy Millowitsch, Dr. Carl Peter Trebbau-Millowitsch als Zoodirektor tätig ist. 1961 Sept. 5 Haubrich stirbt in Bad Münstereifel. 1961 Sept. 8 Trauerakt des Rates der Stadt Köln. Beisetzung auf dem Westfriedhof.
Literatur Peter Fuchs: Josef Haubrich. Sammler und Stifter. Kunst des XX. Jahrh 1979. (Kölner Biographien 13). Ingrid Severin: „Bausteine für die Museen nach 1945. Die Sammlungen Haubrich, Sprengel, Reemtsma, in: Sammler, Stifter und Museen, 1993, S. 265-294
Enthält u.a.: Briefe u.a. von Peter Abelen, Stefan Andres, Alexander Archipenko, Hans Beckers, Cadoret de lEpinguen, Heinrich Campendonck, Marc Chagall, Otto Dix, Xaver Fuhr, Ludwig Gies, Erich Heckel, H. J. Kallmann, Oskar Kokoschka, Kurt Lehmann, Gerhard Marcks, Ewald Mataré, Georg Meistermann, Heinrich Nauen, Th. C. Pilartz, Anton Räderscheidt, Kurt Schwippert, Willi Sohl, Elisabeth Treskow, Hann Trier, Friedrich Vordemberge und Herbert Volwahsen; Briefe von Galeristen (Hermann Abels, Alfred Flechtheim, Karl Nierendorf, Hildebrand Gurlitt, Ferdinand Möller, Alex Vömel) und von Kunsthistorikern (u.a. Will Grohmann, Heinrich Lützeler, Wilhelm Worringer); Persönliche und familiäre Unterlagen; kommunalpolitische, insbesondere kulturpolitische Tätigkeit, Jury-Mitglied in regionalen und überregionalen Gremien, Korrespondenz mit Künstlern, Galeristen, Kunsthistorikern |